Lange galt Wandern in Deutschland als Hobby älterer Menschen, die  — so das Klischee  — mit Filzhut, Wanderstock und Volksliedern auf den Lippen durch die Berge stapfen. In den letzten Jahren aber hat sich das Verhältnis der Deutschen zu dieser Freizeitaktivität in der Natur extrem gewandelt: Man wandert wieder, ob mit der Familie oder Freunden, in der Eifel oder im Wattenmeer an der Nordsee.

Bereits 2020 berichtete das Magazin Der Spiegel über den „Wanderboom in Deutschland“. Laut einer Studie des Deutschen Wanderinstituts bezeichnen sich über 50 Prozent der Deutschen als Wanderer und geben an, dass sie mehrmals im Monat wandern, jeder Dritte sogar im Winter. Wie die Homepage des Wanderinstituts verrät, ist die Zahl der Deutschen, die vom Wandern begeistert sind, seit den 1980er-⁠Jahren stets angestiegen. Hier zeigt sich das Streben vieler Menschen zurück zur Natur  — wie auch beim steigenden Konsum von fairen Lebensmitteln und der wachsenden Aufmerksamkeit für ein nachhaltiges Leben.

Die Freude am Wandern beeinflusst auch immer mehr die Urlaubsgestaltung vieler Deutscher: Viele entscheiden sich für ein Urlaubsziel, das verschiedene Wanderwege zu bieten hat. In den deutschen Wanderregionen  — ob Eifel, Harz oder Alpen  — gibt es im internationalen Vergleich zahlreiche schöne Wege in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden. Außerdem steht ein großes Angebot an organisierten Wanderurlauben mitsamt Campingplatz, Berghütte oder auch Luxushotel zur Verfügung. Deshalb verbringen viele Deutsche ihre Ferien auf Wanderschaft im Heimatland.

Für Wanderer, die nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch Abenteuer lieben, ist das Geocaching eine spannende Variante. Das Geocaching ist eine Art Spiel, das im Freien stattfindet, meist in Wäldern oder Bergen. Mithilfe von genauen Koordinaten, eines GPS-⁠Geräts oder einer Landkarte sucht man verschiedene Stationen auf, die jeweils auf die nächste verweisen. Ziel ist es, einen versteckten „Schatz“ zu finden. Bei manchen Zielen muss man jedoch erst noch Rätsel lösen, um zum begehrten „Schatz“ zu kommen  — der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Wenn man den Schatz gefunden hat, kann man ihn meist als Erinnerung mitnehmen. Man hinterlässt im Gegenzug jedoch einen anderen Gegenstand, den bald die nächsten Teilnehmer des Spiels finden.

Wie das „gewöhnliche“ Wandern zeichnet sich auch das Geocaching dadurch aus, dass es seit einigen Jahren international boomt. Inzwischen gibt es in der ganzen Welt eine riesige Zahl von Routen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades, über die man sich im Internet informieren und austauschen kann. Häufig führt den Wanderer die Suche nach einem „Schatz“ beim Geocaching an wunderschöne Orte, die in keinem Reise- oder Wanderführer zu finden sind. Dabei steht unter Geocachern der Naturschutz stets im Vordergrund.

Wenn vom Wandern die Rede ist, denkt man meist automatisch an Berge. Dabei ist es ebenso spannend (und für unerfahrene Wanderer sogar weniger anstrengend), das Wattenmeer der Nordsee wandernd zu erkunden. Man bewegt sich durch das Watt auf die Salzwiesen der „grünen Insel“ zu und lernt eines der idyllischsten Inseldörfer kennen. Da am Seeboden genug Schlamm gibt, handelt es sich um eine sportliche Wanderung. Die Wattführer bitten darum, dass man daran nur teilnimmt, wenn man über gute körperliche Ausdauer verfügt. Manchmal ist die Wanderung so anstrengend, dass die Rückfahrt bei einigen Touren mit einem traditionellen Fischboot erfolgt.